Pfeiffer'sches Drüsenfieber: Die Kusskrankheit

 

„Ich hatte heftiges Pfeiffer'sches Drüsenfieber. Infiziere ich jetzt womöglich noch meine Freundin, obwohl es mir wieder besser geht?"  fragt Rainer L. (21)

 

Hausärztin Dr. Bettina Jung, Saarbrücken
Die Allgemeinmedizinerin weiß, dass über das Pfeiffer'sche Drüsenfieber viele Gerüchte kursieren. Unter anderem wird immer wieder behauptet, es könne eine lebenslang bleibende Erschöpfung auslösen. „Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis", betont Jung.

Es antwortet Dr. Bettina Jung

 

Sie haben wahrscheinlich gehört, dass der Erreger des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers nach einer Infektion im Körper bleibt, und machen sich deshalb Sorgen, ihre Freundin anzu¬stecken. Tatsächlich setzt sich das auslösende Epstein-Barr-Virus (mehr dazu: „Hintergrundinformation"; unten) in bestimmten weißen Blutkörperchen fest. Jedoch schlummert es dort meist lebenslang und wird nicht weiter übertragen.
Ein paar Wochen, manchmal auch einige Monate nach der Erkrankung können Patienten aber ansteckend bleiben. Der Erreger konzentriert sich im Speichel und wird beim Niesen und Husten, vor allem aber bei direktem Kontakt übertragen. Das Pfeiffer'sche Drüsenfieber heißt darum landläufig auch „Kusskrankheit" oder „Kissing Disease". Trotzdem müssen Sie sich nicht von Ihrer Freundin fernhalten. Mit größter Wahrscheinlichkeit hatte sie bereits Kontakt mit dem Virus.
Unter Erwachsenen sind zwischen 90 und 98 Prozent infiziert. In der Regel steckt man sich schon als kleines Kind an, etwa beim Knuddeln mit den Eltern oder durch Spielzeug, das ein anderes Kind im Mund hatte. Die meisten anderen erwischt es spätestens als verliebte Teenager.
Selbst wenn Sie Ihre Freundin infizieren, heißt das noch lange nicht, dass sie genauso schwer erkrankt wie Sie. In der Mehrzahl der Fälle verläuft das Pfeiffer'sche Drüsenfieber nämlich mild. Vor allem kleine Kinder haben oft gar keine Symptome. Erwachsene Patienten fühlen sich häufig nur ein paar Tage müde und schlapp und kämen gar nicht auf die Idee, deswegen zum Hausarzt zu gehen. Recht oft verwechseln die Patienten die akute Infektion mit einem grippalen Infekt oder einer Mandelentzündung und erkennen sie deshalb nicht. Typische Symptome sind Appetitlosigkeit, Halsschmerzen, Fieber und geschwollene Lymphknoten - vor allem am Hals sind diese manchmal bis zu kirschkerngroß.

 
Achtung bei Antibiotika und Hautausschlag
Bei den üblichen Verläufen stellt selbst der Arzt nicht immer die richtige Diagnose. Denn Pfeiffer'sches Drüsenfieber lässt sich nur durch einen Bluttest eindeutig feststellen, der nicht gemacht wird, wenn zum Beispiel die Halsschmerzen recht normal erschienen.
In der Regel ist das auch kein Problem. Etwas anders liegt der Fall, wenn der Arzt gegen die vermeintlich bakterielle Mandelentzündung ein Antibiotikum mit Ampicillin verschreibt. An Drüsenfieber Erkrankte reagieren auf diesen Wirkstoff oft mit einem starken Hautausschlag. Wer diese Nebenwirkung bei sich feststellt, sollte das dem Hausarzt umgehend mitteilen, um eine korrekte Diagnose und die passende Behandlung zu erhalten.


Schonung bei Milzschwellung
Richtig heftig bricht das Pfeiffer'sche Drüsenfieber nur bei zwei bis fünf Prozent der Infizierten aus. Sie fühlen sich erst schwer krank und dann manchmal wochenlang erschöpft. Auch eine Leberschwellung oder Lungenentzündung ist möglich. Zudem schwillt manchmal die Milz an. Eine Milzschwellung stellt der Arzt durch eine Ultraschalluntersuchung fest. Betroffene Patienten müssen sich schonen. (Schul-)Sport, manchmal sogar längere Spaziergänge sind für sie so lange tabu, bis der Arzt Entwarnung gibt. Die körperliche Belastung könnte sonst einen lebensbedrohlichen Milzriss auslösen.
Bei manchen schweren Verläufen ist ein Klinikaufenthalt nötig. Selbst dann heilt die Krankheit am Ende folgenlos aus - sofern der Patient nicht immungeschwächt ist, zum Beispiel durch eine Aids-Erkrankung oder eine Chemotherapie. Insgesamt zählt das Pfeiffersche Drüsenfieber daher zu den eher harmlosen Infektionskrankheiten, wegen denen niemand besondere Schutzmaßnahmen einhalten muss.

 

Hintergrundinformation:


Ein Leben lang im Körper
Ärzte bezeichnen das Pfeiffer'sche Drüsenfieber auch als infektiöse Mononukleose. Der Erreger, das Epstein-Barr-Virus (EBV), gehört zu den Herpes-Viren. Wie andere aus dieser Erreger-Familie tragen wir EBV ein Leben lang im Körper, meist ohne Beschwerden zu haben. Es spielt bei der Entstehung einiger Arten von Lymphdrüsenkrebs und Gaumenkrebs eine Rolle, die vor allem in Afrika und Südostasien auftreten. Hierzulande ist das Krebsrisiko durch das EBV, gemessen an der nahezu 100-prozentigen Verbreitungsrate, verschwindend gering.

 

Quelle: Wort&Bild Verlag; HausArzt-PatientenMagazin Foto: W&B/Markus Kirchgessner

 

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Pfeiffersches Drüsenfieber - die Kusskra
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